Javad
Woher kommst du?
Mein Name ist Javad. Ich komme aus Ghazni in Afghanistan. 2015 bin ich nach zweieinhalb 2 1/2 Monaten Flucht nach Österreich gekommen. Anfangs war es für mich hier sehr schwer. Alles war anders, als ich es kannte: die Kultur, die Sprache… alles
Wie bist du zur Bäckerei Winkler gekommen?
Ich bin als unbegleiteter Jugendlicher hierhergekommen und hatte das große Glück, dass mich eine Gastfamilie aufgenommen hat. Sie hat mich auch unterstützt, eine Berufsausbildung zu beginnen.
Was war deine größte Herausforderung bei der Ausbildung?
Die Berufsschule ist mir sehr schwergefallen. Ich musste viel nachholen, weil ich in Afghanistan nicht durchgängig zur Schule gehen konnte. Jeden Tag neue Begriffe, die ich vorher noch nie gehört hatte. Es wirklich eine schwere Zeit.
Was hat dir in der Zeit geholfen?
Mein Wille, dass ich unbedingt einen Beruf lernen kann, um selbstständig zu leben. Außerdem haben mir die Familie Winkler und meine Kollegen geholfen.
Wenn du an die ersten Monate zurückdenkst, was ist dir besonders schwergefallen?
Die Pünktlichkeit. Das habe ich anfangs gar nicht verstanden! Auch wie man miteinander redet. Vieles klang hart. Ich war auch nicht gewöhnt, Anweisungen von Kolleginnen zu bekommen. Ich wollte mehrmals alles hinschmeißen. Jetzt bin ich froh, dass ich es nicht gemacht habe.
Wie hat sich dein Leben nun verändert?
Ich habe endlich eine eigene Wohnung und spiele im Verein Volleyball. Anfangs war ich oft allein. Jetzt, wo ich die Sprache spreche, habe ich Freunde gefunden.
Was magst du an deiner Arbeit besonders?
Ich arbeite gern mit Menschen, mit Kunden und meinen Kollegen. Am liebsten bin ich in der Küche und bereite die Frühstücke zu.
Was vermisst du?
Meine Familie, die noch in Afghanistan lebt.
Anja Antje Winkler über Javad
Wir waren uns bewusst, dass Javad ein Lehrling ist, der besonders viel Unterstützung benötigen wird.
Er musste sich an so viele Dinge gewöhnen! Anfangs war er oft unpünktlich und von Frauen wollte er sich nichts sagen lassen. Doch mit jedem Monat, hat er sich besser an die kulturellen Unterschiede gewöhnt und diese auch akzeptiert.
Heute ist Javad pünktlicher als viele Österreicher und ein sehr zuverlässiger Mitarbeiter. Ich sehe, dass er jetzt die Anerkennung bekommt, die er verdient hat. Wir sind sehr stolz auf ihn. Besonders freut uns sein wirtschaftliches Denken und seine positive Einstellung zur Arbeit und zum Unternehmen.
Auch wenn es für beide Seite nicht immer leicht war, rückblickend können wir sagen: Es hat sich gelohnt. Viele junge Menschen sind trotz aller Schwierigkeiten sehr motiviert, aber sie machen keine Ausbildung, weil sie sie nicht finanzieren können. Für uns war es die richtige Entscheidung.
